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Kann Ostern langsam einpacken?

Man möchte es kaum laut aussprechen, aber der Religionssoziologe Gert Pickel bringt es im Interview mit katholisch.de auf den Punkt: Ostern hat es schwer. Theologisch gesehen mag es zwar das wichtigste Fest des Christentums sein – ohne Auferstehung kein Neubeginn, keine Erlösung, keine Hoffnung, kein ewiges Leben. Aber ganz ehrlich: Was bringt einem das, wenn’s im Wohnzimmer einfach nicht so richtig knistert?

Weihnachten, das ist Kerzenschein, Plätzchenduft, Geschenkpapier und „Last Christmas“. Ein Wohlfühlfest für die ganze Familie, von der Krippe bis zum Rentierschlitten durchkommerzialisierbar. Ostern dagegen? Da geht’s um Leid, Kreuzigung, Tod – und dann um etwas so schwer Vorstellbares wie eine Auferstehung. Kein Wunder, dass die Emotionen da nicht so recht in Wallung kommen.

Pickel sagt: Ostern lässt sich einfach schwerer symbolisch aufladen. Ich würde ergänzen: Es lässt sich auch schlechter verpacken. Weihnachten bringt Geschenke – buchstäblich. Schon das Jesuskind erhält Gold, Weihrauch und Myrrhe. Ostern dagegen hat … Eier. Schokolade, klar – aber nichts, was sich wirklich unter einen Baum legen ließe.

Zumal es gar keinen Baum gibt. Und wo kein Baum, da kein warmes Leuchten im heimischen Wohnzimmer, kein zivilisationskompatibles Lagerfeuer, um das sich einmal im Jahr die ganze Familie rituell versammelt. Nur ein frühlingshaftes „Halleluja, es geht wieder los“.

Während also Weihnachten selbst für kirchenferne Menschen ein emotionales Ritual mit klaren Bildern ist – Krippe, Geschenke, Lichter –, bleibt Ostern oft abstrakt, schwer greifbar und auch anstrengend. Es fehlt an erzählerischen Elementen, die die Osterbotschaft in den konkreten Alltag der Menschen integrieren könnten. Die die Menschen sofort packt. „Will ich haben“.

Vielleicht liegt hier die Herausforderung: Ostern ist kein Fest des Konsums, sondern eine Einladung zur inneren Wandlung. Es geht nicht nur um das, was wir bekommen, sondern auch um das, was wir loslassen (dürfen) – Angst, Schuld, Resignation. Ostern ruft dazu auf, das Leben in seiner ganzen Tiefe zu feiern – in der Freiheit, das Unperfekte auszuhalten: an sich selbst und am Leben.

Frohe Ostern! Trotzdem. Oder gerade deswegen.