Man möchte es kaum laut aussprechen, aber der Religionssoziologe Gert Pickel bringt es im Interview mit katholisch.de auf den Punkt: Ostern hat es schwer. Theologisch gesehen mag es zwar das wichtigste Fest des Christentums sein – ohne Auferstehung kein Neubeginn, keine Erlösung, keine Hoffnung, kein ewiges Leben. Aber ganz ehrlich: Was bringt einem das, wenn’s im Wohnzimmer einfach nicht so richtig knistert?
Weihnachten, das ist Kerzenschein, Plätzchenduft, Geschenkpapier und „Last Christmas“. Ein Wohlfühlfest für die ganze Familie, von der Krippe bis zum Rentierschlitten durchkommerzialisierbar. Ostern dagegen? Da geht’s um Leid, Kreuzigung, Tod – und dann um etwas so schwer Vorstellbares wie eine Auferstehung. Kein Wunder, dass die Emotionen da nicht so recht in Wallung kommen.
Pickel sagt: Ostern lässt sich einfach schwerer symbolisch aufladen. Ich würde ergänzen: Es lässt sich auch schlechter verpacken. Weihnachten bringt Geschenke – buchstäblich. Schon das Jesuskind erhält Gold, Weihrauch und Myrrhe. Ostern dagegen hat … Eier. Schokolade, klar – aber nichts, was sich wirklich unter einen Baum legen ließe.
Zumal es gar keinen Baum gibt. Und wo kein Baum, da kein warmes Leuchten im heimischen Wohnzimmer, kein zivilisationskompatibles Lagerfeuer, um das sich einmal im Jahr die ganze Familie rituell versammelt. Nur ein frühlingshaftes „Halleluja, es geht wieder los“.
Während also Weihnachten selbst für kirchenferne Menschen ein emotionales Ritual mit klaren Bildern ist – Krippe, Geschenke, Lichter –, bleibt Ostern oft abstrakt, schwer greifbar und auch anstrengend. Es fehlt an erzählerischen Elementen, die die Osterbotschaft in den konkreten Alltag der Menschen integrieren könnten. Die die Menschen sofort packt. „Will ich haben“.
Vielleicht liegt hier die Herausforderung: Ostern ist kein Fest des Konsums, sondern eine Einladung zur inneren Wandlung. Es geht nicht nur um das, was wir bekommen, sondern auch um das, was wir loslassen (dürfen) – Angst, Schuld, Resignation. Ostern ruft dazu auf, das Leben in seiner ganzen Tiefe zu feiern – in der Freiheit, das Unperfekte auszuhalten: an sich selbst und am Leben.
Die liberale Demokratie steht an einem kritischen Wendepunkt – und das nicht irgendwo, sondern in ihren einstigen Vorzeigeländern. Donald Trump ist zurück im Amt. Kaum vereidigt, hat sein Sonderbeauftragter Elon Musk mit der Entlassung zehntausender Staatsbediensteter begonnen. Die Regierung agiert fast ausschließlich per Dekret, während zugleich der Druck auf Justiz und Hochschulen massiv zunimmt. Weltweit mehren sich die Stimmen, die nicht weniger als den Umbau der US-Demokratie wahlweise in eine Autokratie oder in eine Oligarchie der Milliardäre diagnostizieren – ein Vorgang, der bisher meist mit Ungarn oder Russland assoziiert wurde.
Gleichzeitig verzeichnet auch hier in Europa die autoritäre Rechte historische Wahlerfolge: Die AfD erzielt bei der Bundestagswahl 2025 ein Ergebnis, das noch vor wenigen Jahren undenkbar schien, und in Österreich stand die FPÖ im Jahr 2024 kurz vor der Regierungsübernahme.
Die Frage liegt auf der Hand: Was passiert hier gerade – und warum? Geht unsere Demokratie an äußeren Feinden zugrunde oder an inneren Erosionen? Liegt die Wurzel in wachsender Ungleichheit, einem sich entziehenden politischen System – oder in einem übersteigerten Individualismus, der den Blick für das Gemeinwohl verloren hat?
Individualismus – Symptom oder Ursache?
Individualismus als alleinige Ursache im Rahmen einer Diagnose der gegenwärtigen politisch-gesellschaftlichen Probleme halte ich für verkürzt. Ob er allerdings lediglich ein Symptom ist, da bin ich mir nicht so sicher. Vielleicht müssen wir uns zunächst einmal darüber verständigen, was wir unter Individualismus überhaupt verstehen.
Ich begreife Individualismus als die Emanzipation des Einzelnen vom Kollektiv – eine Idee, auf der nicht zuletzt die Menschenrechte beruhen, die in vielen Staaten verfassungsrechtlich verankert sind und auch der UN-Charta zugrunde liegen. In diesem Sinn ist Individualismus ein zutiefst humanistisches Prinzip – und eine der Grundsäulen der liberalen Demokratie.
Gleichzeitig zeigt ein Blick in die Ideengeschichte, wie unterschiedlich dieses Prinzip ausgelegt werden kann: Friedrich Nietzsche etwa denkt Individualismus radikal subjektiv – jenseits von Moral oder Gemeinschaft. In den USA (und nicht nur dort) wurde daraus im Libertarismus eine politische Strömung, die den Staat als Gegner der individuellen Freiheit versteht. Ayn Rand, Ikone dieser Bewegung, propagierte in Atlas Shruggedeine Ethik der Selbstbehauptung, in der staatliches Eingreifen nahezu ausnahmslos negativ bewertet wird.
Das zeigt: Individualismus ist nicht gleich Individualismus. Kants Idee vom mündigen Subjekt, das autonom handelt, aber stets auch das Allgemeine mitdenkt, unterscheidet sich fundamental von einem rücksichtslosen Autonomiebegriff im neoliberalen oder libertären Sinne.
Und genau darin liegt für mich der Knackpunkt: Wir müssen uns fragen, welche Art von Individualismus wir meinen, wenn wir über gesellschaftliche Auswirkungen sprechen.
Hierbei dürfen natürlich strukturelle Faktoren nicht ausgeblendet werden. Armut, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und mangelnde Bildungschancen untergraben seit jeher demokratische Teilhabe. Wer in permanenter (auch materieller) Unsicherheit lebt, hat kaum Ressourcen, sich konstruktiv in politische Prozesse einzubringen. Politikwissenschaftliche Studien bestätigen das immer wieder. Und genau hier zeigt sich auch eine Verbindung zur Professionalisierung der Politik. Ich würde noch ergänzen: auch eine Verwissenschaftlichung (man denke etwa an die Klimapolitik oder die Corona-Krisenpolitik), die politische Prozesse häufig technokratisch erscheinen lässt und damit ihre wahrgenommene Legitimität untergräbt. Und das ganz unabhängig davon, wie alternativlos fachliche Expertise in manchen komplexen Politikfeldern inzwischen geworden ist.
Entfremdung der Individuen von der Politik
Beides trägt in meinen Augen zur Entfremdung bei – besonders bei Menschen, die sich nicht ernstgenommen oder gehört fühlen. Politik wird zur Black Box, zu einem System, das „irgendwo da oben“ operiert, während man selbst mit den alltäglichen Härten des Lebens ringt. Aus dieser Mischung aus Frustration, Trotz und Ohnmacht wenden sich viele den Populisten an den politischen Rändern zu – nicht unbedingt, weil sie deren Programme rational durchdacht hätten, sondern weil deren einfache Narrative emotional andocken und ein Gefühl von Kontrolle und Identität vermitteln.
Allerdings wäre es zu kurz gegriffen, den Erfolg populistischer Bewegungen ausschließlich als „Protest der Abgehängten“ zu deuten. Auch viele Menschen aus der bürgerlichen Mitte, gut ausgebildet und materiell abgesichert, gehen rechtspopulistischen oder autoritären Erzählungen nur zu gerne „auf den Leim“ – sei es aus Angst vor gesellschaftlichem Wandel (man denke etwa an die Migrations- oder Gender-Debatte), aus Misstrauen gegenüber politischen und medialen Eliten oder aus einem tiefsitzenden Wunsch nach klarer Orientierung und einfachen Antworten in einer als komplex und widersprüchlich empfundenen Welt. Beispiele dafür sehen wir sowohl in Deutschland mit der AfD als auch in den USA mit der MAGA-Bewegung rund um Donald Trump.
Social Media als „Brandbeschleuniger”
Diese Dynamiken werden nicht zuletzt durch den Wandel der Medienöffentlichkeit verstärkt. Die sozialen Medien haben es in den letzten Jahren möglich gemacht, dass affektgeladene, vereinfachte oder gar verschwörungstheoretische Inhalte ungefiltert und in Echtzeit verbreitet werden. Der Unterschied zu vor zwanzig Jahren ist eklatant: Damals dominierten noch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und einige privatwirtschaftliche Medienhäuser, die – mit Ausnahme der Boulevardpresse – zumindest einem gewissen journalistischen Ethos verpflichtet waren. Heute konkurrieren sie mit einem endlosen, breiten wie lauten Strom an digitalem Nonsens, dessen Reichweite sich eher nach Likes und Algorithmen richtet als nach Relevanz oder Faktenlage.
Das verändert nicht nur, was kommuniziert wird, sondern auch, wie politische Debatten geführt werden – und ob überhaupt noch ein gemeinsamer Kommunikationsraum existiert, der Verständigung erlaubt. Womit ich wieder bei meiner Kritik an einem Individualismus bin, der den Blick für das große Ganze und den gesellschaftlichen Zusammenhalt verloren hat.
Vielleicht müssen wir daher zwei Fragen gleichzeitig stellen:
Wie viel Individualismus verträgt eine Gesellschaft – und welche Art von Individualismus braucht sie?
Und wie kann politische Teilhabe in Zeiten medialer Fragmentierung und wachsender sozialer Ungleichheit überhaupt noch gelingen?
Neue Antworten darauf werden nicht von selbst entstehen. Sie müssen diskutiert, ausprobiert und konkret erarbeitet werden. Besonders die Idee, neue Plattformen oder Diskussionsräume aktiv (mit)zugestalten, erscheint mir dabei zentral. Gerade weil viele klassische Orte der politischen Sozialisation – wie Schulen, Vereine oder Kirchengemeinden – an Bindungskraft verlieren, braucht es neue Formate und vielleicht auch mutigere Experimente.
Mir fallen in diesem Zusammenhang die Bürgerwerkstätten und Bürgerräte ein, die auf kommunaler Ebene teils schon praktiziert werden (mit unterschiedlichem Erfolg) – aber inzwischen auch auf Landes- und Bundesebene getestet werden. Ich halte viel davon, solche deliberativen Verfahren weiter auszubauen, gerade weil sie nicht auf Repräsentation durch Parteien oder politische Teilhabe durch Wahlen beschränkt sind, sondern Menschen konkret ins Gespräch miteinander bringen können – über Meinungsgrenzen hinweg.
Freilich besteht auch die Gefahr, dass Bürgerinnen und Bürger viel Zeit und Herzblut in solche Prozesse investieren und am Ende feststellen, dass nur wenig davon in der realen Politik wirklich umgesetzt wird. Wie man dem entgegenwirken kann, darauf habe ich bislang leider keine überzeugende Antwort gefunden.
Fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown ringt die deutsche Gesellschaft – oder zumindest Teile davon – mit der Aufarbeitung einer historischen Ausnahmesituation. Der kollektive Kraftakt zur Eindämmung einer unsichtbaren Gefahr ist inzwischen zu einem heftig umkämpften Erinnerungsraum geworden. In seinem Essay in der ZEIT bescheinigt Johannes Schneider der aktuellen Debatte eine Schlagseite: Lautstark artikulierten sich vor allem jene, die sich von den damaligen Maßnahmen übergangen, entrechtet oder gar geschädigt fühlen – während die Mehrheit der Bevölkerung, die die politischen Entscheidungen damals mittrug, heute oft schweige.
Schneiders zentraler Punkt: Die derzeitige Erzählung sei verzerrt. Wer die Corona-Zeit vor allem als Phase staatlicher Willkür und übergriffiger Maßnahmen darstellt, lasse eine große Zahl von Menschen unerwähnt, die die Maßnahmen mitgetragen und sich solidarisch verhalten hätten. Dabei seien diese Stimmen für eine ehrliche gesellschaftliche Rückschau ebenso wichtig – gerade auch, um die demokratische Erinnerungskultur nicht einer lautstarken Deutungsminderheit zu überlassen.
In den Leserkommentaren unter dem Artikel prallen dann auch unterschiedliche Sichtweisen aufeinander. Daraus kann ich nur schließen, dass die Pandemie längst nicht abgeschlossen ist – nicht in wissenschaftlicher Hinsicht, vor allem aber nicht gesellschaftlich.
Die Kritiker der Maßnahmen: Zwischen Freiheitsverlust und Vertrauensbruch
Viele Kommentatoren melden sich mit einer dezidierten Kritik an der damaligen Politik zu Wort. Sie sehen in den Lockdowns, Schulschließungen und Kontaktverboten unverhältnismäßige Eingriffe in die Grundrechte. Vor allem Kinder, Jugendliche, Selbstständige und psychisch belastete Menschen hätten unter den Maßnahmen gelitten. Ein häufig wiederkehrender Vorwurf lautet: Die Politik habe mit Angst gearbeitet, Medien hätten gleichgeschaltet gewirkt, und kritische Stimmen seien pauschal diffamiert worden.
Zentrale Kritikpunkte umfassen die lange Dauer einzelner Maßnahmen, unklare oder widersprüchliche Kommunikation, sowie das Fehlen belastbarer Daten zur Wirksamkeit der Einschränkungen. Auch der Vergleich mit Ländern wie Schweden, die weniger restriktiv vorgingen und dennoch vergleichsweise geringe Übersterblichkeit verzeichneten, wird zur Untermauerung dieser Position herangezogen. So schreibt User „Wiesner.2055” am 23.3.2025: „Am besten lief es in Schweden, mit den vergleichsweise geringsten autoritären Maßnahmen. Während der Pandemie wurde von Maßnahmenbefürwortern getönt: Die Schweden werden schon sehen, am Ende wird die Übersterblichkeit dort am schlimmsten sein. Das Gegenteil ist eingetreten. Schweden hat nachweislich mit die geringste Übersterblichkeit in ganz Europa in den Coronajahren gehabt, deutlich geringer als die absilut vergleichbaren direkten Nachbarländer. Und was fällt den Maßnahmenbefürwortern von damals ein: Relativieren, Ablenken, in Zweifel ziehen, Ignorieren. Tja denn, ihr seid größtenteils wohl leider nur daran interessiert Recht zu behalten. Verantwortung übernehmen, echte Aufarbeitung und Einsicht sieht halt anders aus.”
Besonders emotional sind Beiträge zur Impfpolitik: Kritisiert wird sowohl der gesellschaftliche Druck durch 2G-Regeln als auch der Umgang mit Impfschäden. Einige Kommentatoren werfen den Verantwortlichen eine mangelnde Bereitschaft zur echten Aufarbeitung vor – stattdessen werde beschwichtigt, relativiert oder ignoriert. Die Empörung scheint sich auch aus dem Gefühl zu speisen während der Pandemie moralisch oder sozial ausgegrenzt worden zu sein.
Die Befürworter der Maßnahmen: Verantwortung, Solidarität und schwierige Entscheidungen
Demgegenüber stehen Leserinnen und Leser, die die Corona-Politik als notwendig und vernünftig verteidigen. Sie verweisen auf die außergewöhnliche Bedrohungslage: Überlastete Intensivstationen, hohe Sterberaten in Nachbarländern, ein Virus, dessen Ausmaß und Gefährlichkeit zunächst kaum abzuschätzen waren. In diesem Licht erscheinen die Maßnahmen nicht als autoritär, sondern als Ausdruck von Verantwortung und Solidarität – besonders gegenüber älteren und vulnerablen Gruppen.
So schreibt Nutzer „Geisterstunde” am 24.3.2025: „Mir gehen Leute auf die Nerven, die meinen im Herbst 2020 hätten es auch schwächere Maßnahmen getan, da die Krankenhäuser noch nicht flächendeckend überlastet waren, die nicht verstehen, dass Maßnahmen nicht sofort wirken, dass 2 weitere Verdoppelungen der Patientenzahlen zu einer großflächigen Überlastung der Krankenhäuser geführt hätten und es kurz davor war. Ich weiß nicht wie man ignorieren kann, dass die Verzögerung der Maßnahmen um 2 Wochen tausende von Menschenleben gekostet hat.”
Viele Befürworter räumen ein, dass in der Umsetzung einzelner Maßnahmen Fehler gemacht wurden, betonen aber, dass die meisten Entscheidungen unter großem Zeitdruck und auf unsicherer Datenbasis getroffen werden mussten. Die früh verfügbaren Impfmöglichkeiten, die Rettung vieler Menschenleben und das erfolgreiche Abstandhalten gelten als Belege für ein grundsätzlich funktionierendes Krisenmanagement.
Gleichzeitig sehen sie die aktuelle Debatte mit Skepsis: Häufig werde pauschal verurteilt, ohne den Kontext der damaligen Lage zu berücksichtigen. Kritisiert wird auch das Verhalten mancher Maßnahmengegner, denen mangelnde Einsicht und ideologische Voreingenommenheit vorgeworfen werden. Die Solidarität der Mehrheit, die sich impfen ließ und Maßnahmen mittrug, dürfe in der heutigen Rückschau nicht untergehen. Zudem wird beklagt, dass der Geist des Miteinanders im Laufe der Debatte verloren ging. Beispielsweise schreibt Nutzer „EgalWieSchall&Rauch” am 23.3.2025: „Am Bedauerlichsten ist, dass die Stimmung vom Anfang verloren ging. Dieses mitfühlende einander Zuhören (natürlich wurde gerade wegen des Lockdowns intensiv darüber gesprochen). Der Zusammenhalt, die Bereitschaft das beste draus zu machen, sich gegenseitig zu helfen.”
Die Vermittler: Für eine ehrliche und lernbereite Gesellschaft
Zwischen den Fronten positionieren sich differenzierende Stimmen, die weder pauschale Verurteilungen noch rückhaltlose Rechtfertigungen für sinnvoll halten. Diese Kommentatoren betonen, dass die Corona-Krise eine extrem komplexe Herausforderung darstellte – ohne einfache Antworten. Sie fordern eine sachliche und vorurteilsfreie Aufarbeitung, die sowohl die Notwendigkeit vieler Maßnahmen anerkennt als auch deren negative Nebenwirkungen offen anspricht.
Zentral für diese Perspektive ist das Eingeständnis von Ambivalenzen: Ja, es wurden Fehler gemacht – in Kommunikation, Umsetzung, Prioritätensetzung. Aber nein, das bedeutet nicht, dass alles falsch oder gar böswillig war. Diese Position plädiert für einen demokratischen Diskursstil, der produktive Lernprozesse ermöglicht – statt Schuldzuweisungen oder moralischer Überhöhung.
Gleichzeitig wird auch zur Selbstreflexion aufgerufen: Man solle nicht mit dem Wissen von heute über die Entscheidungen von gestern urteilen, sondern aus ihnen lernen, um in zukünftigen Krisen besser und menschlicher handeln zu können.
Fazit: Zwischen Polarisierung und Lernbereitschaft
Sicher: Solche Online-Leserkommentare unter einem Zeitungsbeitrag sind nur eine Momentaufnahme und noch dazu eine verzerrte, weil sie nicht als repräsentativ gelten kann. Dennoch scheinen sie mir die Spannungen einer Gesellschaft zu spiegeln, die nach einer extrem belastenden Zeit um Normalität ringt. Während manche die Pandemie als beispiellosen Kontrollverlust empfinden, sehen andere sie im Rückblick als vorübergehenden Notfallmodus einer Gesellschaft, in dem Solidarität auch zulasten von Freiheitsrechten gehen musste – und wieder andere erkennen in ihr vor allem ein kollektives RIngen um Orientierung und Zusammenhalt.
Für eine gerechte und demokratische Aufarbeitung braucht es meiner Ansicht nach all diese Stimmen – in Anerkennung ihrer Widersprüche und in der Hoffnung auf gegenseitiges Verstehen und Verzeihen, vielleicht auch Versöhnung.
Die Leerstelle: Schweigen der Mehrheit
Schließlich bleibt die Frage offen, warum die Mehrheit jener, die damals überzeugt „Ja“ sagten zu den Maßnahmen, heute schweigt. Johannes Schneider sieht darin eine gefährliche Leerstelle. Ist es Resignation? Angst vor Shitstorms? Oder schlicht das Gefühl, dass die eigene Sicht nicht mehr gefragt ist? Was auch immer die Gründe sind – wenn öffentliche Erinnerung sich nur aus den Stimmen der Enttäuschten, Empörten oder Radikalisierten speist, ist eine ausgewogene historische Aufarbeitung wohl kaum möglich.
Die Nachrichtenlage in der Welt ist zurzeit besonders bedrückend: Kriege, Krisen, Populismus, Klimakrise – die Schlagzeilen scheinen uns täglich in ein Meer aus Sorgen und Unsicherheit zu ziehen. Wenn wir nicht innerlich stark sind, kann uns das lähmen. Deshalb habe ich etwas verändert: Ich reduziere meinen Nachrichtenkonsum und die Zeit, die ich in den Sozialen Medien verbringe. Klingt vielleicht radikal, doch den gewonnenen Freiraum nutze ich, um still zu werden – zu beten und zu meditieren.
Wie innerer Frieden sich auf unser Umfeld auswirkt
Der Apostel Paulus schrieb: „Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5,17). Gebet und Stille mögen das Weltgeschehen nicht unmittelbar verändern – aber sie können Frieden schaffen, und sei es zunächst in meinem eigenen Herzen. Dieser innere Frieden hat die Kraft, sich wie Wellen auf mein unmittelbares – und möglicherweise auch weiteres – Umfeld auszubreiten.
Manchmal beginnt der Wandel in der Welt mit dem Frieden, den wir in uns selbst finden. Daran glaube ich fest.
Mir geht es nicht darum, sich kampflos zurückzuziehen und die Welt anderen zu überlassen. Vielmehr geht es darum, sich einerseits wieder zu verbinden (religare) mit dem „großen Ganzen“ und andererseits von einem dualen Bewusstsein zu einem non-dualen Bewusstsein zu gelangen – in dem Sinne, dass alles sein darf und alles miteinander verbunden ist.
Diese Verbundenheit verstehe ich jedoch nicht in erster Linie als eine mystisch-esoterische Erfahrung, sondern als eine ganz praktische Erkenntnis in der Lebenswelt: Ich bin nicht allein. Alles, was ich tue oder nicht tue, hat Auswirkungen. Der Flügelschlag eines Schmetterlings am anderen Ende der Welt kann das Weltgeschehen verändern.
Warum Bewusstseinswandel politische Strukturen verändern kann
Meditation hilft mir, die Zerrbilder loszulassen, die das sogenannte „Ego“ von der Welt erschafft. Mein Eindruck ist, dass das „wahre Selbst“ die Welt und die Mitmenschen mit einem akzeptierenden, liebenden, gütigen und barmherzigen Blick sieht. Das wiederum scheint mir eine wesentliche Voraussetzung für echten Frieden zwischen den Menschen zu sein – und wenn viele diesen Weg gehen, kann das sogar Gesellschaften und politische Verhältnisse verändern.
Denn gesellschaftlicher Wandel beginnt nicht allein in den Parlamenten oder auf den Straßen, sondern tief in den Herzen der Menschen. Ein Bewusstseinswandel kann langfristig Strukturen verändern. Wenn wir in uns den Mut, die Empathie und die innere Ruhe kultivieren, dann prägt das auch unser Handeln. Und unser Handeln beeinflusst wiederum unser Umfeld – bis hin zu politischen, wirtschaftlichen und sozialen Prozessen.
Gleichzeitig hilft mir Meditation, gelassener mit den ständigen Horrormeldungen umzugehen. Ich spüre, dass meine persönliche Resilienz dadurch wächst. Ich verliere mich weniger in Ängsten oder Ohnmachtsgefühlen, sondern fühle mich handlungsfähig. Und genau das ist es, was unsere Gesellschaft in diesen Zeiten braucht: Menschen, die nicht aus Angst und Wut heraus reagieren, sondern aus einem inneren Frieden heraus agieren.
Vielleicht beginnt der große Wandel nicht mit einem lauten Aufschrei, sondern mit vielen Menschen, die in sich selbst Frieden finden – und ihn dann in die Welt tragen.
Die Frage nach Krieg und Frieden ist heute relevanter denn je. Wir erleben derzeit zahlreiche Konflikte in fast allen Teilen der Erde, und die Suche nach einem nachhaltigem Frieden bleibt eine der zentralen Herausforderungen der Menschheit. Ausgangspunkt dieser Reflexion war ein Mailwechsel mit einem Freund: Ist absolute Gewaltlosigkeit realistisch und moralisch vertretbar? Gibt es Situationen, in denen Gewalt unausweichlich und daher „legitim” ist?
Dieser Beitrag beleuchtet verschiedene Perspektiven auf das Thema.
1. Die pazifistische Perspektive: Warum Krieg immer falsch ist
Krieg bedeutet unermessliches Leid, Zerstörung und traumatische Folgen für Individuen und Familien über Generationen hinweg. Pazifisten argumentieren, dass jeder Krieg ein Versagen der Diplomatie darstellt. Statt mit militärischer Gewalt sollten Konflikte immer durch Gespräche, wirtschaftliche Kooperation und Vermittlung gelöst werden.
Ein Hauptargument ist, dass Krieg stets unschuldige Opfer fordert. Die Bombardierung von unschuldigen Zivilisten, die Zerstörung von Infrastruktur und die langfristigen sozialen Folgen beweisen, dass Gewalt niemals eine echte Lösung sein kann. Bertha von Suttner, eine der bekanntesten Pazifistinnen, erörterte bereits 1889 in ihrem Buch Die Waffen nieder! ihre kompromisslose Ablehnung von Krieg.
Darüber hinaus führt die Militarisierung von Gesellschaften oft zu einem Teufelskreis der Aufrüstung. Mehr Waffen bedeuten nicht mehr Sicherheit, sondern bergen ein größeres Eskalationspotenzial. Staaten, die ihre Verteidigung ausbauen, provozieren oft andere Nationen dazu, ihrerseits aufzurüsten.
Die Geschichte zeigt, dass Gewalt oft nicht zur Lösung eines Konflikts führt, sondern zu neuer Gewalt und langfristigen Feindschaften. Kriege hinterlassen Hass, Vergeltungswünsche und Spannungen, die über Generationen hinweg bestehen bleiben. Gewaltlosigkeit hingegen durchbricht diesen Kreislauf.
Ein weiterer Aspekt ist die ethische Verpflichtung zur Gewaltfreiheit. Pazifisten argumentieren, dass Frieden aktiv gefördert werden muss: durch Bildung, internationale Zusammenarbeit und eine Kultur des gewaltfreien Widerstands. Jeder Konflikt – egal wie komplex – kann demnach durch Diplomatie, Mediation und gerechte Lösungen deeskaliert werden. Es gibt immer Alternativen zu Krieg, selbst wenn sie schwieriger oder langwieriger erscheinen.
Langfristiger Frieden entsteht nicht durch Drohungen oder militärische Stärke, sondern durch Vertrauensbildung, Kooperation und gegenseitiges Verständnis. Eine Welt ohne Waffen ist aus der Sicht des Pazifisten sicherer als eine Welt, in der Frieden nur durch die Angst vor militärischer Vergeltung aufrechterhalten wird.
2. Die realistische Perspektive: Warum Verteidigungsfähigkeit notwendig ist
Die pazifistische Position ist ein wertvolles Ideal, doch absolute Gewaltfreiheit gilt vielen, auch mir, als unrealistisch. Staaten haben die Pflicht, ihre Bürger zu schützen – eine funktionierende Verteidigung ist dafür unerlässlich. Geopolitische Spannungen und Machtinteressen sind eine Realität, und nicht alle Akteure handeln moralisch. Wer sich nicht verteidigen kann, macht sich angreifbar.
Totalitäre Regime und Aggressoren schrecken nicht vor Gewalt zurück. Demokratie, Freiheit und Menschenrechte müssen im Ernstfall verteidigt werden. Ein funktionierender Staat muss daher mit einem Gewaltmonopol ausgestattet sein, um interne und externe Bedrohungen abzuwehren. Abschreckung spielt dabei eine zentrale Rolle: Der Kalte Krieg beispielsweise zeigt, dass gegenseitige Abschreckung direkte Konfrontationen verhindern kann. Auch im Konflikt zwischen Nord- und Südkorea ist das zu beobachten.
Pazifisten lehnen Gewalt kategorisch ab, doch gibt es einen moralischen Unterschied zwischen Angriff und Verteidigung. Wer überfallen wird, darf sich wehren. Die Geschichte zeigt, dass radikaler Pazifismus Aggressoren nicht stoppt: Hitler hätte ohne militärischen Widerstand wahrscheinlich nicht aufgehalten werden können. Auch die Appeasement-Politik im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs verdeutlicht, dass zu viel Zurückhaltung als Schwäche ausgelegt werden kann, die Aggressoren nur ermutigt, weiterzumachen.
Frieden entsteht nicht allein durch guten Willen, sondern durch eine kluge Kombination aus Diplomatie, wirtschaftlicher Zusammenarbeit und Verteidigungsfähigkeit. Wer Frieden will, muss ihn aktiv gestalten – und im Notfall schützen.
3. Der ethische Konflikt: Ist Gewaltfreiheit immer moralisch besser?
Die ethische Debatte dreht sich um die Frage: Ist Gewalt immer falsch, oder gibt es Situationen, in denen sie notwendig ist, um größeres Leid zu verhindern?
Pazifisten argumentieren, dass gewaltfreier Widerstand langfristig erfolgreicher ist als militärische Lösungen. Beispiele wie die Bürgerrechtsbewegung in den USA oder der gewaltfreie Widerstand von Gandhi zeigen, dass gesellschaftlicher Wandel auch ohne Gewalt möglich ist. Dennoch gibt es historische Situationen, in denen ein pazifistischer Ansatz nicht ausreichend war. Ein klassisches Beispiel ist wieder der Zweite Weltkrieg. Hätte eine gewaltfreie Strategie Hitler aufgehalten? Oder war militärische Intervention die einzige Möglichkeit, den Schrecken des Holocaust, den Völkermord in Osteuropa und die Expansion des NS-Regimes zu stoppen?
Auch aktuelle Konflikte wie der Krieg in der Ukraine werfen moralische Fragen auf: Hat ein angegriffenes Land nicht das Recht, sich zu verteidigen? Pazifisten würden argumentieren, dass diplomatische Lösungen hätten gefunden werden müssen, während Realisten darauf hinweisen, dass ein unbewaffneter Staat leichte Beute für Aggressoren ist.
4. Wege aus dem Dilemma: Gibt es eine Synthese?
Gibt es einen Mittelweg zwischen Pazifismus und Militarismus? Eine „wehrhafte Friedenspolitik” könnte eine Lösung sein. Frieden muss aktiv gestaltet werden: durch Diplomatie, internationale Zusammenarbeit und aktive Prävention von Konflikten. Staaten sollten dennoch über ein Mindestmaß an militärischen Reserven verfügen, um Abschreckung zu gewährleisten. Krieg darf immer nur als letztes Mittel im Verteidigungsfall eingesetzt werden, wenn alle diplomatischen Bemühungen gescheitert sind. Aufrüstung und Massenvernichtungswaffen sollten niemals Selbstzweck sein und es sollten immer Wege gesucht werden, abzurüsten und zugleich den Frieden zu bewahren.
5. Fazit: Ein Diskurs ohne einfache Antworten
Die Frage nach Krieg und Frieden bleibt komplex. Während Pazifismus ein erstrebenswertes Ideal ist, zeigt die Realität heute, dass Verteidigungsfähigkeit oft notwendig ist. Eine differenzierte Strategie, die Diplomatie bevorzugt, aber militärische Stärke nicht ausschließt, könnte ein tragfähiger Ansatz sein. Langfristig können Kommunikation, Verständigung und eine friedensorientierte Bildung dazu beitragen, dass immer mehr Menschen ihre Konflikte miteinander auf friedlichem Weg lösen. Davon bin ich überzeugt.
Reflexionsfragen:
Ist eine Welt ohne Kriege realistisch?
Bedeutet Pazifismus Schwäche, oder kann er eine Strategie der Stärke sein?
Kann eine Gesellschaft ihre Werte ohne militärische Absicherung bewahren?
Es war einmal in den 1970er Jahren, als nach dem Wirtschaftswunder in Deutschland die Ölkrise fast alle Menschen mit Dach über dem Kopf eiskalt erwischte – und zwar buchstäblich. Plötzlich wurde klar, dass fossile Energie ein knappes Gut ist. *ironie an* Welche Überraschung! *ironie aus* Die Folge: Dämmstoffe waren fortan nicht nur ein Mittel zur Isolierung der eigenen vier Wände, sondern auch ein Symbol für nationalen Zusammenhalt. Deutsche im kollektiven Trotz gegen gierige Ölkonzerne. 1977 ging die Wärmeschutzverordnung (WSchV) dann auch relativ problemlos durch den Bundestag und Deutschlands erster Schritt zur Rettung der warmen Stuben war getan.
Energiesparen wird allgemeinverbindlich
Der Sprung ins neue Jahrtausend brachte uns nicht nur flache Bildschirme, sondern auch die Energieeinsparverordnung (EnEV, 2002). Die politische Elite auf EU-Ebene hatte erkannt, dass der Klimawandel mit dem Verbrauch fossiler Energieträger zusammenhängt. Man verständigte sich auf Maßnahmen auf nationaler Ebene. Endlich wurden mit der EnEV Neubauten und Renovierungen nach einem einheitlichen Standard geregelt.
Doch wie bei allen guten Ideen in Deutschland musste erst ein Gesetz geschaffen werden, das alle technisch möglichen Maßnahmen bündelt: das Gebäudeenergiegesetz (GEG, 2020). Allerdings erwies sich auch das GEG nicht gerade als ein Gamechanger, sondern eher als Mischmasch aus bestehenden Regelungen – quasi die Gesetzesversion eines Drei-Gänge-Menüs aus Resten im Kühlschrank. Es hatte zwar das Zeug zum Sattmachen, aber niemand wollte es wirklich, einfach weil es nicht sexy war.
Klimaziele mit Heizfaktor
„67 % weniger CO₂ bis 2030!“ hieß es großspurig im Klimaschutzgesetz von 2019. Und während andere Sektoren, wie zum Beispiel die Energiewirtschaft, kontinuierlich Fortschritte machten, wurde im Vergleich dazu der Gebäudesektor zunehmend zum Klimaproblemkind. Zu viele fossile Heizungen, im Altbestand sowieso, aber auch in Neubauten. Zu wenige Wärmepumpen, zu langsamer Fortschritt. Und im Hintergrund drohte die EU bereits mit Strafzahlungen.
Das Wirtschaftsministerium bereitet die GEG-Novellevor
2023 war es dann so weit: Die GEG-Novelle sollte alles besser machen. Endlich Klimaschutz, endlich Fortschritt! Die Kernpunkte: Ab 2024 nur noch Heizsysteme mit 65 % erneuerbaren Energien in Neubauten und ein Fahrplan für Bestandsgebäude ab 2026.
Aber schnell wurde klar, dass es mit der Euphorie nicht weit her war. Die Novelle wurde im Volksmund zum „Heizungsgesetz“ abgestempelt – ein Name, der mit „Habeck” bald zum Reizwort der immer hitziger werdenden Debatten wurde.
Zwischen Applaus und Buh-Rufen
Befürworter und Kritiker der Gesetzesnovelle lieferten sich Schlammschlachten in den Talkshows und Social Media Kanälen der Republik. Die einen jubelten, dass der Gebäudesektor endlich auf Klimakurs gebracht wird. Die anderen belagten die Kosten für private Haushalte, bezweifelten die technische Machbarkeit und machten sich Sorgen um soziale Gerechtigkeit.
Die Regierung wusste: Das Gesetz musste durch, auch wegen der drohenden EU-Strafzahlungen, aber die Wähler mochten die Idee so sehr wie einen Kälteeinbruch im Mai. Und so wurde es am Ende mit Ach und Krach und unter schmerzhaften inhaltlichen Zugeständnissen an den damaligen Koalitionspartner FDP im Jahr 2023 beschlossen.
Ausblick
Was bringt die Zukunft? Werden Wärmepumpen zum neuen Statussymbol, neben Elektroautos? Oder werden wir noch in 20 Jahren darüber diskutieren, warum die Energiewende im Gebäudesektor nicht so recht vorankommt?
Vielleicht schreiben wir 2040 die Erfolgsgeschichte des GEG. Oder 2050, vielleicht auch erst 2060 – dann, wenn uns der Klimawandel und die massiven Völkerwanderungen aus Ländern, die bis dahin unbewohnbar geworden sind, aus den eigenen vier Wänden vertreiben werden. *ironie an* Aber hey, wer braucht eigentlich noch eine Heizung, wenn in Mitteleuropa auch im Winter Badewetter herrscht? *ironie aus*
Immerhin: Wärmepumpen können auch kühlen. Die Technik funktioniert nach demselben Prinzip wie ein Kühlschrank oder eine Gefriertruhe – oder eben wie eine Klimaanlage. Vielleicht werden sie am Ende doch noch das Symbol der Energiewende. Nur wird es dann nicht mehr um warme Wohnzimmer gehen, sondern um kühle Köpfe in einer heiß gelaufenen Welt.
Interessant, wie sehr wir den Geburtstag als selbstverständlich begreifen, als wäre er schon immer da gewesen – dieses kleine Fest rund um die eigene Person, das die meisten von uns jährlich zelebrieren, zumindest in den westlich geprägten Kulturkreisen. Dabei ist der Brauch, seinen Geburtstag zu feiern, noch gar nicht so alt. Erst die Neuzeit mit der Aufklärung brachte uns die Idee des Individualismus näher, und damit löste sich der Einzelne allmählich aus dem Kollektiv und rückte gleichzeitig mehr in den Mittelpunkt seiner persönlichen Lebenswelt. Denker wie John Locke bereiteten den Weg für das Konzept der individuellen Freiheit. Das Recht jedes einzelnen Menschen auf Leben, Selbstentfaltung und das Streben nach Glück – heute selbstverständliche Grundwerte unserer Gesellschaft – wurzelt tief in diesen Ideen.
An unserem Geburtstag dürfen wir Kerzen auspusten und uns etwas wünschen, das nur uns alleine gehört. Ein schöner Gedanke, nicht wahr? Ein kurzer Augenblick, der uns daran erinnert: „Du bist einzigartig und wertvoll. Wenn es dich nicht gäbe, man müsste dich erfinden.” – Es ist ein Tag, an dem sich alles um uns dreht, was sicherlich schön und wichtig ist. Doch habe ich den Eindruck, dass sich dieses Denken für viele über den Geburtstag hinaus erstreckt. Dass der Fokus auf das „Ich” den Blick für das große Ganze vernebelt. Da stellt sich mir eine größere Frage: Wie weit darf denn der Individualismus gehen? Klimawandel, Artensterben, soziale Ungleichheit, der ständige Druck, sich zu beweisen – all das sind auch Früchte einer Kultur, in der das „Ich“ oft über das „Wir“ gestellt wird. Konkurrenz und Ellenbogenmentalität tun ihr Übriges.
Vor diesem Hintergrund scheint mir das Fest des „Ich” symbolisch für einen grassierenden Narzissmus zu stehen, in dem der Mensch, ganz nach dem Trump-Motto „America first”, sich selbst der Nächste ist. Ein Beispiel: „Ich wollte schon immer mal nach XY [setzen Sie ein fernes Urlaubsziel Ihrer Wahl ein] reisen und da komme ich nur mit dem Flugzeug hin. Also fliege ich, auch wenn ich weiß, dass es der Umwelt schadet.” Weiteres Beispiel: „Ich kaufe mir das neue Smartphone, obwohl mein altes noch funktioniert – denn ich habe es mir verdient.” Auch hier steht das „Ich“ im Vordergrund, ohne die größeren Zusammenhänge zu beachten: Ressourcenverschwendung, Müll, Ausbeutung von Menschen in prekären Verhältnissen.
Das „Ich“ kann ohne das „Wir“ nur bedingt bestehen. Wir sind alle Teil eines größeren Netzwerks – mit anderen Menschen, der Natur und unseren Mitgeschöpfen. Was wir tun, wirkt sich nicht nur auf uns selbst aus, sondern auch auf unser persönliches Umfeld, auf die Gesellschaft, in der wir leben, und auf die Umwelt, die wir gemeinsam teilen. Jede Handlung, die auf unser eigenes Wohl zielt, hat direkte oder indirekte Auswirkungen auf andere – sei es durch den CO₂-Ausstoß einer Flugreise oder die Ressourcen für ein neues Smartphone. Und Veränderungen im Netzwerk wiederum bekommen auch wir zu spüren, positive wie negative.
Vielleicht sollten wir den Geburtstag anders denken – nicht nur als den Tag, der uns an unsere Einzigartigkeit erinnert, sondern auch als Anlass, über unsere Rolle in diesem Geflecht nachzudenken – über die Verantwortung, die wir für andere tragen. Wie wäre es also, wenn wir uns an diesem Tag nicht nur wünschen, dass unser eigenes Leben gelingt, sondern auch das Leben unserer Mitmenschen – oder gleich größer gedacht: dass alles Leben auf diesem Planeten gedeiht?
Die wahre Stärke des Individualismus scheint mir die Erkenntnis zu sein, dass unser „Ich“ nur im „Wir“ wirklich wachsen und sich entfalten kann. Und dass das „Ich” umgekehrt einen wichtigen Beitrag leisten kann zu einem gelingenden „Wir” – wenn es denn Verantwortung übernimmt. Von daher müsste die Überschrift hier vollständig lauten: Der Geburtstag: Ein Fest der Verbundenheit des „Ich“ im Lebensnetzwerk des „Wir“.
„Warum tust du dir das eigentlich an?“ Die Frage durchzuckt immer wieder meine Gedanken, während ich mich langsam den Sachsenweg hinauf kämpfe. 1.400 Höhenmeter. Zehn Kilogramm auf dem Rücken. Die Sonne brennt mit 24 Grad Celsius erbarmungslos auf mich herab. Scheinbar kein Lüftchen regt sich, dafür zieht sich jeder Schritt und der Schweiß rinnt mir über die Stirn in die Augen und erzeugt dort ein unangenehmes Brennen. Überhaupt scheint mein ganzer Körper von innen heraus zu glühen. Meine Trinkflaschen leeren sich beunruhigend schnell.
„Hättest du nicht besser die Kreuzeck Standseilbahn genommen, mit der du dir ganz easy 600 Höhenmeter gespart hättest.“ höhnt der innere Zweifler. „Ja, hätte ich, nur wollte ich hier eine Bergwanderung machen und keine Kaffeefahrt.“ kläfft der Sportler in mir zurück. Doch die Verlockung der Bequemlichkeit scheint in diesem Moment so weit entfernt wie die Berghütte, die ganz am Ende der ersten Tagesetappe mit einem kühlen Bier auf mich wartet.
Ich weiß, warum ich das tue. Da ist diese Anstrengung, das schiere Gefühl der Lebendigkeit, die sich erst einstellt, wenn der Körper an seine Grenzen kommt. Und es ist auch die Befreiung von den Zwängen des Alltags, von den Geräuschen der Zivilisation, die mich im Tal noch begleiten: der Verkehrslärm, Hundegebell, das vereinzelt wahrnehmbare Klappern, Sägen, Hämmern und Bohren. Geräusche, die allmählich leiser werden, je höher ich steige. Irgendwann höre ich nur noch meinen eigenen Atem und das leise Knirschen des steinigen Untergrunds unter meinen Bergstiefeln.
Mit dem Lärm beginnt auch die Zivilisation hinter mir zu verschwinden. Die Forststraße, in die der Weg ab und an noch übergeht, und die einsamen Almen, an denen ich vorbei komme, sind die letzten Marksteine einer alpinen Kulturlandschaft, die schon bald hinter mir liegt. Der Bergwald ist hier an vielen Stellen deutlich ausgelichtet – ein unübersehbares Zeichen der vielen viel zu trockenen Jahre, die nicht nur diese Region seit 2010 heimgesucht haben. Umso ungehinderter brennt jetzt die Sonne auf mich herab.
Und dann, nach gut drei Stunden unermüdlichen Aufstiegs, erreiche ich die Baumgrenze. Der Weg flacht ab, verläuft nun mehr und mehr parallel zu den Höhenlinien, anstatt sie in steilem Winkel zu durchschneiden wie zuvor. Eine Welle der Erleichterung durchströmt mich. Die körperliche Qual liegt hinter mir, und ich kann die Ruhe und die unberührte Schönheit der Natur um mich herum genießen.
Eher unscheinbare Schilder weisen auf den Beginn der Kreuzeck-Durchquerung hin.
Mein Ziel heute: die Salzkofel-Hütte, die sich auf knapp 2.000 Metern Höhe befindet. Gestern Abend bin ich mit dem Zug nach Salzburg gereist, habe dort in einem Hostel übernachtet, bevor ich heute Morgen um 8:10 Uhr vom Salzburger Hauptbahnhof aufbrach. Über Bad Gastein und den Tauerntunnel den Alpenhauptkamm durchquerend, erreichte ich Spittal an der Drau. Dort stieg ich in die S1 um, die mich in Richtung Lienz brachte. An der Station Sachsenburg-Möllbrücke, am Beginn des Drautals, startete schließlich mein heutiges Abenteuer.
Der Kreuzeck-Höhenweg ist etwas ganz Besonderes – ein echter Geheimtipp für Freunde von Hüttentouren, des Wanderns von Berghütte zu Berghütte. Diese Berggruppe zählt zu den Hohen Tauern, doch erwartet hier niemand spektakuläre Klettersteige oder imposante Gletscherblicke. Stattdessen lockt der Weg mit einer abwechslungsreichen, oft rauen Landschaft, einer reizarmen Umgebung und wenigen kleinen, dafür aber umso authentischeren Berghütten, die allesamt auf 2.000 Metern und darüber liegen und nur zu Fuß erreichbar sind.
So führt mich mein Weg weiter in Richtung Salzkofelhütte. Ich mag diesen Abschnitt, nicht nur wegen der wiedererlangten Leichtigkeit nach dem anstrengenden Aufstieg, sondern auch wegen der romantisch anmutenden Lage knapp oberhalb des Bergwaldes. Die Luft ist klar, und die sich immer wieder bietenden Ausblicke hinunter ins Tal sind atemberaubend. Unterhalb einer großen Alm entdecke ich einen perfekten Ort für eine kleine Rast, etwas abseits des Weges.
Der Blick ins Tal: Vorne schlängelt sich die Drau, im Hintergrund liegt Spittal.
Ich setze mich ins weiche Gras, öffne meinen Rucksack und hole die mitgebrachten Snacks hervor: knusprige Brotchips, rauchig-würzige Dauerwurst und eine Mischung aus Nüssen und getrockneten Früchten. Einfach, aber genau das Richtige für diesen Moment. Die Natur um mich herum ist still, nur das leise Rauschen des Windes im Gras begleitet meine Pause. Es sind diese einfachen Freuden, die das Leben auf den Bergen so besonders machen.
Unterhalb einer Alm suche ich mir ein ruhiges Plätzchen für eine kleine Rast.
Nur wenige Wanderer machen sich auf diesen Weg. Die, die es tun, wissen dessen Einsamkeit zu schätzen. Abends, nach anstrengenden Etappen, kommen sie in den einfachen, urigen Hütten zusammen, um die Erlebnisse des Tages Revue passieren zu lassen, sich mit anderen Wanderern auszutauschen, gemeinsam zu essen, zu trinken, zu spielen und zu lachen. Hier, fernab der Zivilisation, scheint die Last des Alltags von den Schultern zu fallen. Es ist, als würde die Höhe nicht nur die Sorgen, sondern auch die Mauern zwischen den Menschen schmelzen lassen. Gespräche, die unten im Tal undenkbar wären, entwickeln sich ganz natürlich, fast zwanglos. Die Hütte wird zum Ort der Unbeschwertheit, an dem der wahre Kern des Menschseins aufblitzt.
Weiter geht es auf einem sanften Anstieg, der mich zur Salzkofelhütte führen wird, die auf knapp 2.000 Metern liegt. Doch bevor ich mein Ziel erreiche, erlebe ich noch das Highlight des heutigen Tages: Kurz vor der Hütte kreuzt ein kleiner Gebirgsbach meinen Weg, der aus der Höhe herab fließt. Ohne lange zu überlegen, entledige ich mich meiner verschwitzten Kleidung und lasse mich in eine der klaren, kalten Gumpen sinken. Die Kühle des Wassers durchdringt meinen Körper, wäscht die Müdigkeit und den Schweiß des Tages fort. Es ist ein Moment purer Erfrischung, der den Tag perfekt abrundet.
Nach dem Bad ziehe ich frische Kleidung an und wasche meine durchgeschwitzten Sachen aus, um sie später auf der Hütte zum Trocknen aufzuhängen. Nur eine halbe Stunde trennt mich noch von meinem Ziel, und mit leichten Schritten setze ich meinen Weg fort. Der Weg wird flacher, und dann erblicke ich endlich die Salzkofelhütte ganz in der Nähe. Als ich ankomme, werde ich herzlich empfangen. Barbara und Helmut, die beiden Wirtsleute, betreiben die Hütte seit einigen Jahren. Es ist sofort spürbar, dass ihnen diese Aufgabe Freude bereitet und dass sie ihre Gäste mit offenen Armen empfangen. Ihre Herzlichkeit und die Wärme der Hütte machen das Ankommen zu einem ganz besonderen Moment.
Die Salzkofelhütte ist nicht zuletzt dank seiner Wirte Barbara und Helmut etwas ganz Besonderes.
Mit einem kühlen Bier setze ich mich auf die Terrasse der Salzkofelhütte. Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu, taucht die umliegenden Gipfel in ein sanftes, goldenes Licht. Um mich herum breitet sich eine friedliche Ruhe aus. Später sitze ich mit den anderen Wanderern zusammen, die auch an diesem Tag auf die Hütte gekommen sind. Wir tauschen Geschichten aus, lachen und genießen das einfache, aber köstliche Essen. In diesen Momenten merke ich, dass die Hütte mehr als nur ein Ort zum Schlafen ist – sie ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs, ein Ort, an dem Fremde zu Freunden werden. Ich lege mich ins Bett und denke darüber nach, was mich morgen erwartet. Der nächste Abschnitt des Kreuzeck Höhenwegs soll lang sein, aber auch unglaublich schön.
Das „Kraftplatzl“ oberhalb der Hüttenterrasse
Am nächsten Morgen breche ich bereits um 7 Uhr auf, um den Hausberg der Salzkofelhütte, den nahegelegenen Salzkofel, zu erklimmen. Der Himmel ist strahlend blau. Gottlob liegt der Weg, der die knapp 500 Höhenmeter auf den Gipfel überwindet, anfangs im Schatten. Mein schwerer Rucksack kann zunächst auf der Hütte bleiben, und ohne diese Last fühlt sich der Aufstieg fast mühelos an. Nach gut einer Stunde stehe ich auf dem Gipfel und lasse den Blick über die imposante Berglandschaft schweifen. Im Nordwesten glitzern die Gletscher des Großglockners in der Ferne, und im Süden zeichnen sich die rötlich schimmernden Lienzer Dolomiten ab – ein Anblick, der den frühen Aufstieg mehr als belohnt.
Auf dem Salzkofel (2.498 Meter)
Auf dem Rückweg treffe ich auf die Frau mit dem Gipsarm, die ich am Abend zuvor bereits auf der Salzkofelhütte bemerkt hatte. Sie ist mit ihren vier Söhnen, die zwischen sechs und zwölf Jahre alt sind, sowie einer Freundin unterwegs. Heute früh begleitet sie nur ihren ältesten Sohn, während die anderen bereits in Richtung Feldnerhütte aufgebrochen sind. Zurück auf der Salzkofelhütte, nach genau zwei Stunden, schnappe ich mir meinen Rucksack und verabschiede mich herzlich von Barbara und Helmut.
Die Feldnerhütte ist auch mein nächstes Ziel, doch der Weg dorthin ist noch weit. Die heutige Etappe, der Heinrich-Hecht-Weg, führt mich als erstes zur Goldgrubenscharte auf 2.450 Metern. Der Anstieg ist durchgehend der Morgensonne ausgesetzt, und ich spüre bereits jetzt die Hitze des Tages, die mich begleiten wird. Kurz vor der Scharte entdecke ich am Wegrand Saskia und Dietmar, die ich bereits auf der Salzkofelhütte kennengelernt hatte. Sie sitzen auf den warmen Steinen, genießen die Stille und erholen sich von den Strapazen des steilen Anstiegs. Ihr Angebot, eine Pause bei ihnen einzulegen und ihr Essen zu teilen, lehne ich dankend ab. Zwar schätze ich die Geselligkeit, aber heute liegt noch ein weiter Weg vor mir, und neben dem Genuss treibt mich auch der sportliche Aspekt an. Ich möchte weiter, die Etappe fordert ihren Tribut, und die brennende Sonne lässt keine Zeit für lange Pausen.
Blick zurück von der Goldgrubenscharte
Später erfahre ich, dass Saskia und Dietmar gar kein Paar sind, sondern sie „nur“ eine Wanderfreundschaft verbindet. Er kommt aus München, sie aus dem Ruhrgebiet. Kennengelernt haben sie sich einst über ein Onlineportal für Wanderfreunde, und seitdem hält ihre Freundschaft an. Immer wieder verabreden sie sich zu gemeinsamen Touren, und diese Verbindung scheint über die Jahre gewachsen zu sein, getragen von ihrer gemeinsamen Leidenschaft für die Berge.
Der heutige Weg ist tatsächlich anspruchsvoll, und die Sonne steht den ganzen Tag gnadenlos am Himmel. Gegen Mittag kommt ein frischer, zeitweise sogar fast unangenehm böiger Wind auf und einige Wolken ziehen vorüber. Vielleicht sind dies die ersten Anzeichen für den Wetterwechsel, der für die nächsten Tage angekündigt ist. Der Heinrich-Hecht-Weg, vermutlich benannt nach seinem Erfinder, führt mich fast durchgehend über die Südhänge der Berge. Ob dies wohl daran liegt, dass die Südhänge früher schneefrei sind oder ob Heinrich Hecht einfach ein Sonnenliebhaber war? Fakt ist, Schatten ist heute Mangelware, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Essenspause in praller Sonne, an einen Felsen gelehnt, einzulegen.
Typisch für den Heinrich-Hecht-Weg sind seine kargen, aber durchweg sonnenverwöhnten Berghänge.
Am frühen Nachmittag komme ich an einer abgelegenen Alm vorbei, die dank EU-Fördermitteln bewirtschaftet wird. Ohne diese Unterstützung würde sich wohl niemand finden, der die entbehrungsreiche Arbeit auf sich nehmen würde. Als ich passiere, streut die Bäuerin gerade Salz für die Kühe auf große Steine. Ich bleibe kurz stehen und wir wechseln ein paar Worte, doch die Verständigung ist schwierig. Ihr Kärntner Dialekt ist stark, und so bleibt es bei ein paar freundlichen Gesten. Wir wünschen uns gegenseitig einen schönen Tag, und ich setze meinen Weg fort.
Schon lange ist die Feldnerhütte am Horizont sichtbar, anfangs noch ganz klein in der Ferne. Doch die letzte Stunde des Weges zieht sich scheinbar endlos hin, jeder Schritt kostet Kraft, die Müdigkeit wird stärker. Schließlich, nach einem langen Tag, erreiche ich am Nachmittag die Hütte. Die Erleichterung, endlich am Ziel zu sein, mischt sich mit der Freude auf ein erfrischendes Bad im Glanzsee, der sich direkt hinter der Hütte befindet. Ich tauche in das eiskalte Wasser ein und spüre, wie die Kühle meinen Körper vom Schweiß und der Anstrengung des Tages befreit. Es ist ein wohltuendes Gefühl. Nach dem Bad wasche ich meine Kleidung aus und hänge sie zum Trocknen hinter der Hütte auf, wo die Sonne noch warm scheint und immer ein wenig Durchzug herrscht.
Endlich angekommen an der Feldnerhütte
Der Hüttenwirt, Bruno, seit über 20 Jahren auf der Feldnerhütte, ist ein echtes Original. Seine Berliner Herkunft erkennt man sofort an seiner unverblümten „Berliner Schnauze“, die er auch hier in den Alpen nicht abgelegt hat. An diesem Abend stehen zwei Gerichte zur Auswahl: Rindergulasch und Kärntner Nudeln mit Krautsalat, eine regionale Spezialität. Nachdem sich fast alle auf der Terrasse für die Nudeln entschieden haben, kommt Bruno heraus, setzt sich zu uns und verkündet mit einem verschmitzten Grinsen: „Also, wenn jetzt noch eena die Kärntner Nudeln bestellt, krieg ick in der Küche ’n Problem, wa?“
Das Gespräch dreht sich schnell um das Thema Vegetarismus. Bruno erzählt, dass nach der Hauptsaison, wenn nur noch Einheimische auf die Hütte kämen, die Nachfrage nach vegetarischen Gerichten deutlich zurückgehe. Überhaupt sei es für ihn schwierig, vegetarisch zu kochen, weil frisches Gemüse nur mühsam aus dem Tal auf die Hütte gebracht werden könne. Seine Hütte verfügt weder über eine Zufahrtsstraße noch über einen Lastenaufzug. Ich schlage vor, dass er auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen könnte, die nicht unbedingt frisches Gemüse erfordern. Doch Bruno winkt ab – man merkt, dass er als Koch einen hohen Anspruch an sich selbst hat und seinen Gästen das Beste bieten möchte.
Dann kommt das Thema auf die Stromversorgung der Hütte. Bruno erklärt, dass das Wasserkraftwerk, das normalerweise die Hütte mit Strom versorgt, aufgrund der langen Trockenheit kaum noch verlässlich arbeitet. Aktuell muss er die Hütte mit einem Dieselgenerator betreiben, was nicht nur teuer ist, sondern auch den kräftezehrenden Treibstofftransport aus dem Tal erfordert. Er denkt ernsthaft darüber nach, Fotovoltaikmodule zu installieren, um unabhängiger von den Wetterbedingungen zu werden, insbesondere in Kombination mit dem wassergetriebenen Generator.
Ironischerweise besteht nach übereinstimmenden und neuesten Erkenntnissen der meisten Klimaforscher ein Zusammenhang zwischen dem massenhaften Fleischkonsum der Menschen und den Veränderungen des Erdklimas, dessen Folgen Bruno hier auf seiner Hütte doch unmittelbar zu spüren bekommt. Ob er diese nicht sehen kann oder nicht sehen möchte? Die Frage muss offen bleiben, denn ich habe mich nicht getraut, ihn direkt danach zu fragen. Auch weil ich fürchtete, ihm damit die Laune zu verderben. Zumal er während des Gesprächs angemerkt hatte, dass es „richtje militante Vegetarier“ gebe.
Bruno wirkt auf mich wie ein liebenswerter Brummbär. Er schimpft viel, aber man merkt, dass er sich viele Gedanken macht und mit Leidenschaft dabei ist. Die Zukunft der Alpenvereinshütten in ihrer jetzigen Form sieht er als gefährdet an. „Es jeht keener mehr ran, der det noch machen will.“, sagt er nachdenklich. Er selbst sei nur Hüttenwirt, weil es ihm Spaß mache. Obwohl er skeptisch klingt, glaube ich ihm dennoch – seine Leidenschaft und Sorge um die Hütte sind deutlich spürbar.
Der Glanzsee direkt hinter der Feldnerhütte speist auch das Wasserkraftwerk.
Diesen Abend verbringe ich mit Saskia, Dietmar und Nick am Tisch in der gemütlichen Stube der Feldnerhütte. Wir greifen zu „Mensch ärgere dich nicht“ und Uno – Spiele, die man im normalen Alltag kaum noch spielt. Doch hier in den Bergen, fernab der Ablenkungen des täglichen Lebens, bekommen die einfachen Dinge einen ganz anderen Stellenwert. Es tut gut, sich auf solche simplen Freuden zu besinnen.
Nick, mit seinen 25 Jahren bereits Friseurmeister, ist ein lebenslustiger Typ. Beim Spielen blüht er förmlich auf, und seine fröhliche Art steckt die ganze Gruppe an. Er ist auch der sportlichste Wanderer des bunt zusammengewürfelten Trüppchens, das sich in dieser Woche von der Salzkofelhütte auf den Weg zum Anna Schutzhaus gemacht hat. Seine Energie und Ausdauer sind beeindruckend, und er ist immer vorne mit dabei, egal wie anspruchsvoll die Etappe ist.
Das Lachen und die lockere Stimmung lassen die Anstrengungen des Tages schnell vergessen. Vergnügt lassen wir den Tag bereits um 20 Uhr ausklingen. Anderntags möchte ich um 5.30 Uhr frühstücken und um 6 Uhr aufbrechen, weil für den Nachmittag Schauer und Gewitter angekündigt sind. Als ich mich später auf meinen Schlafplatz zurückziehe und ein letztes Mal aus dem Fenster blicke, sehe ich, wie sich die umliegenden Gipfel sanft gegen den roten und rasch dunkler werdenden Abendhimmel abheben. Es ist einer dieser seltenen Momente, in denen die Zeit stillsteht – ein Augenblick, der mir in seiner Schlichtheit und gleichzeitig Tiefe so unendlich kostbar erscheint.
Die dritte Etappe ist die anstrengendste und zugleich schönste des Kreuzeck-Höhenwegs. Landschaftlich abwechslungsreich, mit zwei Gipfeln, der Umrundung von Vierzehn Seen und einer langen, anspruchsvollen Gratüberschreitung, sowie einer kleinen Überraschung bietet sie fast alles, was das Herz eines alpinen Wanderers höher schlagen lässt.
Als ich wie jeden Morgen den Wecker meines Smartphones klingeln höre und nach dem Gerät greife, traue ich meinen Augen kaum: 5.33 Uhr. Wie kann das sein? Ich hatte doch 5.10 Uhr eingestellt! Oh nein, ich hatte die Ohrenstöpsel drin und den Alarm nicht gehört. Mein Handy hat also die ganze Zeit gebimmelt und womöglich alle anderen im Schlaflager geweckt. Wie peinlich! Beschämt ziehe ich mich schnell an, mache eine Katzenwäsche und begebe mich in die Gaststube, wo Bruno bereits mit dem Frühstück und einem Riesenpott Pfefferminztee auf mich wartet. Auch Nick sitzt schon am Tisch, bereit für den Tag. Noch finde ich nicht viele Worte – der Tag ist einfach noch zu jung.
Um 6.15 Uhr brechen wir schließlich auf zu unserem ersten großen Ziel: dem Kreuzeck, mit rund 2.700 Metern einer der höchsten Gipfel der gleichnamigen Gebirgs-Gruppe. Beim Glenktörl lassen wir unsere Rucksäcke stehen und klettern leichteren Schrittes die letzten 250 Höhenmeter hinauf. Oben angekommen, eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick über die Nord- und Südalpen. So früh am Morgen auf einem Berggipfel zu stehen, hat etwas ganz Besonderes. Über den Nordalpen zeichnet sich eine Wolkenfront ab – die Vorboten des angekündigten Wetterwechsels. Wir sehen, dass das Hochdruckgebiet, in dem wir uns befinden, dagegen hält. Doch wie lange noch?
Früher Aufbruch von der FeldnerhütteKreuzeck-Gipfelkreuz (2.701 Meter)
Zurück am Glenktörl treffen wir auf die vier Jungs, die mit ihrer Mutter und der Freundin etwas später nach uns gestartet sind. Sie wollen auch noch hinauf aufs Kreuzeck. Ich lasse Nick ziehen – er ist deutlich schneller unterwegs als ich. Kaum habe ich das Glenktörl hinter mir gelassen, versperrt ein großer Fels den Weg. Nur ein schmaler Spalt gewährt den Durchlass für den weiteren Weg. Direkt danach erwartet mich die einzige Kletterstelle der gesamten Tour, sogar mit Seilversicherung. Eine kurze, aber willkommene Abwechslung zur sonst technisch wenig anspruchsvollen Wegführung.
Nach der Umrundung der malerischen vierzehn Seen erreiche ich das Kirschentörl auf 2.400 Metern. Und hier wartet eine besondere Überraschung: Ein Briefkasten der österreichischen Post, der während der Sommermonate täglich geleert wird – angeblich der am höchsten gelegene Briefkasten Österreichs! Ein echter Marketinggag, denke ich schmunzelnd, während ich mich niederlasse und aus meinen Vorräten neue Energie für den zweiten Gipfel des Tages tanke: das Hochkreuz.
Teil der Vierzehn Seen
Erst zuhause erfahre ich durch Recherchen im Internet, dass der Postkasten gar nicht durch die österreichische Post aufgestellt wurde, sondern auf eine „Schnapsidee“ eines pensionierten Bahnbediensteten zurück geht. Über einen Freund besorgte dieser sich einen ausrangierten Postkasten und stellte ihn kurzerhand am Kirschentörl auf. Dort steht er nun und wird anscheinend wirklich täglich von seinem Ersteller geleert. Ich finde, für dieses kostenfreie Marketing hat er sich mindestens die Verleihung eines Ehrentitels durch die Post verdient.
Der Postkasten am Kirchentörl (2.400 Meter)
Der weitere Aufstieg zieht sich hin und scheint kein Ende nehmen zu wollen. Zum Glück habe ich wieder ausreichend Wasser dabei, denn die Sonne lässt mich auch heute gehörig schwitzen. Doch ich versuche, das Positive zu sehen: Trotz der angekündigten Wetteränderung hält sich das Hochdruckgebiet stabil. Oben auf dem Hochkreuz angekommen, eröffnet sich mir erneut ein gigantischer Blick über die Alpen. Ein Gefühl von Glück und Erhabenheit durchströmt mich. Wie schön sind doch die Berge! Wie schön ist dieser Planet, diese Erde! Warum gehen wir Menschen nur so grausam damit um? Dabei wäre es so einfach: Wenn jeder Mensch zufrieden wäre mit dem wenigen, das er wirklich zum Leben benötigt, würden viel weniger Ressourcen verbraucht und das Klima geschont. In den Bergen, fernab von Überfluss und Konsum, wird mir einmal mehr bewusst, wie wenig es eigentlich braucht, um glücklich zu sein. Die Stille, die klare Luft, die Weite der Landschaft – das alles ist unbezahlbar. Und doch nehmen wir es als selbstverständlich hin, bis es vielleicht eines Tages nicht mehr da ist.
Das Hochkreuz ist mit 2.709 Metern der höchste Gipfel der ganzen Tour.
Auch wenn die meisten Höhenmeter nun geschafft sind, hat es der letzte Abschnitt der heutigen Etappe in sich. Der Weg setzt sich als Gratwanderung entlang der Schwarzwände fort, windet sich mäandernd mal höher, mal tiefer, immer wieder mit Seitenwechseln, die kleinere Aufstiege und Abstiege mit sich bringen. Dieser Weg ist wunderschön, mit atemberaubenden Ausblicken auf die umliegenden Bergketten und schwindelerregenden Tiefblicken direkt neben dem schmalen Pfad. Jeder Fehltritt könnte hier fatale Folgen haben. Jetzt ist besondere Konzentration und Durchhaltevermögen gefragt.
Gratwanderung entlang der Schwarzwände
Irgendwann ist es endlich geschafft, und die Hugo-Gerbers-Hütte kommt in Sichtweite. Nick ist bereits dort und hat es sich bequem gemacht – ansonsten ist noch niemand eingetroffen. Glücklich über die gemeisterte Etappe stoßen wir mit einem kühlen Bier auf den Tag und unser Wohl an. Aus der anderen Richtung nähert sich eine ältere Frau, die allein unterwegs ist. Sie kommt vom Anna Schutzhaus, dem Ziel unserer letzten Etappe, und erreicht die Hütte nur kurz nach uns. Sie ist es auch, die als Erste die „Dusche“ in Beschlag nimmt.
Die „Dusche“ der Hugo-Gerbers-Hütte
Dusche? Nun, nicht im klassischen Sinne. Die Gerbers-Hütte verfügt über kein fließendes Wasser. Etwa fünf Gehminuten entfernt, hinter einem Felsblock, ist ein behelfsmäßiges Holzgestell aufgebaut, durch das ein Wasserschlauch eiskaltes Wasser aus einem Gebirgsbach leitet. Auch ich nutze die Gelegenheit, mich vom Körperschweiß dieser Etappe zu befreien. Brrr, das Wasser ist eiskalt, aber gleichzeitig wunderbar erfrischend.
Die Gerbers-Hütte hat keinen festen Hüttenwirt, sondern wird wochenweise von wechselnden Teams von Freiwilligen bewirtschaftet. Heute werden wir von drei jungen Leuten bewirtet, die sich liebevoll um uns kümmern. Es gibt eine Eierschwammerlsuppe – auf Deutsch: Rahmsuppe mit Pfifferlingen – als Vorspeise. Der Hauptgang besteht aus gebratenen Klößen mit Eiern, und als Nachspeise gibt es Vanillepudding. Alles ist unglaublich lecker, besonders nach einer so anstrengenden Wanderung.
Hugo-Gerbers-Hütte (2.347 Meter)
Am Abend unterhalte ich mich mit der Frau, die kurz nach uns an der Hütte eingetroffen ist. Sie erzählt mir, dass sie bereits in Rente ist und, genau wie ich, gerne alleine unterwegs ist. Jeden Sommer nimmt sie sich vier Wochen Zeit, um sich eine Auszeit in der Natur zu gönnen. Zwei Wochen verbringt sie in den Alpen und anschließend zwei Wochen in Ligurien, wo sie das milde Klima und die Küste genießt.
Im Gespräch erwähnt sie, dass sie keine Kinder hat und dies im Nachhinein ein wenig bedauert. Es macht sie nicht traurig, aber ein Teil von ihr ärgert sich darüber, dass sie es so lange aufgeschoben hat, bis es schließlich zu spät war. Dennoch, so sagt sie, ist sie zufrieden mit ihrem Leben. Wie schön, dass sie es so sehen kann! Ihre Gelassenheit und Zufriedenheit mit dem, was ist, beeindruckt mich. Es ist ein stiller Moment der Reflexion über verpasste Chancen und die Kunst, das Leben dennoch anzunehmen, wie es gekommen ist.
Auch wenn das Wetter heute noch gehalten hat, spüren wir deutlich, dass der Wechsel unmittelbar bevorsteht. Der Abendhimmel ist zeitweise stark bedeckt, und Wolkenformationen kündigen Regen an. Am nächsten Morgen, es ist wieder 6 Uhr, treten wir mit gepackten Rucksäcken vor die Hütte und entdecken, dass es in der Nacht wirklich geregnet hat. Die umliegenden Gipfel sind teilweise in Nebel gehüllt. Im letzten Moment sehe ich noch die Frau, die bereits ins Tal absteigt. Sie hatte am Vorabend lange überlegt, ob sie die Etappe bis zum Hochkreuz fortsetzt oder nicht. Das Wetter hat ihr die Entscheidung abgenommen.
Am nächsten Morgen umhüllen Wolken die umliegenden Gipfel.
Heute nimmt Nick einen der vier Jungs, den ältesten, mit auf die letzte Etappe. Die beiden Bergfexe verschwinden schnell im Morgendunst. Auch ich mache mich auf den Weg. Heute benötige ich keinen Sonnenschutz, und die kühlen Temperaturen ermöglichen mir ein schnelleres Gehen als an den Vortagen. Schon bald fallen mir viele schwarze Bergsalamander auf, die sich auf dem Weg tummeln – offenbar hat der Regen sie aus ihren Verstecken hervorgelockt.
Bald merke ich jedoch, dass die Nässe auch ihre Nachteile hat: Der Weg führt heute über viele grasbewachsene Berghänge, die durch die Feuchtigkeit rutschig geworden sind. Besondere Vorsicht ist nun gefragt. Der Weg windet sich über mehrere Scharten und kleinere Gipfel, bevor er hinab zum Wildsee führt. Dort herrscht eine fast mystische Stimmung, die durch den Nebel verstärkt wird. Doch lange halte ich mich nicht auf – es ist zu kühl, um stehenzubleiben.
Weiter geht es entlang des westlichsten Ausläufers der Kreuzeck-Gruppe in einem Auf und Ab über zahlreiche kleinere Gipfel bis zum Ederplan, von wo man an klaren Tagen einen herrlichen Blick auf Lienz, die Hauptstadt Osttirols, hat. Durch eine Wolkenlücke am Zietenkopf erhasche ich einen kurzen Blick auf Lienz – wie schön! Zugleich breitet sich ein leises Gefühl der Trauer in mir aus. Der Blick auf Lienz erinnert mich daran, dass die Rückkehr in die Zivilisation bevorsteht. Von mir aus könnte die Wanderung noch ein paar Tage weitergehen.
Immer wieder mystische Stimmungen: Hier mit Blick auf den Zietenkopf im Hintergrund.
Bisher hält das Wetter – zumindest regnet es nicht. Immer wieder öffnen sich durch Wolkenlücken schöne Blicke auf die umliegenden Berge und Täler, und ich versuche, jeden dieser Momente bewusst zu genießen. Je näher ich dem Anna Schutzhaus komme, desto breiter und ausgetretener wird der Weg – ein deutliches Zeichen dafür, dass hier bei schönem Wetter viele Tagestouristen unterwegs sind. Doch heute scheint die Bergwelt fast menschenleer. Bis auf zwei junge Frauen, die ich auf dem Zietenkopf traf, begegnet mir niemand.
Durch eine Wolkenlücke erhasche ich vom Zietenkopf einen Blick auf Lienz, die Hauptstadt Osttirols.
Kurz vor Mittag erreiche ich schließlich die Hütte. Auch hier herrscht Stille, abgesehen von zwei Hunden, die gelangweilt vor sich hin dösen. Als ich den Gastraum betrete, habe ich kurz das Gefühl, in eine Sauna zu kommen – der Kachelofen ist in Betrieb und strahlt eine wohlige Wärme aus, die einen starken Kontrast zur kühlen, nebligen Außenwelt bildet. Es ist ein Moment der Rückkehr in die Geborgenheit, aber auch der Abschied von der stillen Einsamkeit der Berge.
Der Empfang in der Hütte ist herzlich, und ich freue mich über ein kühles Weizenbier und ein großzügiges „Knödeltrio“, das heutige Tagesgericht. Spinatknödel, Rote-Bete-Knödel und Kasknödel auf einem Teller, übergossen mit einer deftigen Fettsoße – das schmeckt mir richtig gut. Bald erscheinen auch die beiden Bergfexe, die bereits eine Stunde vor mir auf der Hütte angekommen waren und sich inzwischen auf dem Zimmer ausgeruht hatten. Wir tauschen uns kurz über die heutige Wanderung aus, bevor ich eine kalte Dusche nehme und mich in frische Klamotten werfe.
Zurück in der Gaststube spielen wir eine Runde „Schnapsen“, ein Kartenspiel, das vor allem in Österreich beliebt ist. Ich lasse mir die Regeln erklären und spiele ein paar Runden mit, doch so richtig verstanden habe ich das Spiel noch nicht, besonders einige Details der Regeln bleiben mir ein Rätsel. Bei nächster Gelegenheit werde ich einen zweiten Anlauf starten müssen.
Lange sind wir die einzigen Gäste, und ich bin überzeugt, dass bis auf die acht bis zehn Leute, die mich in den letzten Tagen begleitet haben, heute niemand mehr kommen wird. Doch mein Eindruck täuscht. Nach und nach trudeln immer mehr Tagesgäste ein, und bis zum späten Nachmittag sind im Gastraum alle Tische besetzt. Von den anderen, die noch unterwegs sein müssten, fehlt jedoch jede Spur, und ein Blick aus dem Fenster lässt nichts Gutes erahnen – dunkle Wolken ziehen auf, und es scheint, als könnte es bald regnen, wenn nicht sogar ein Gewitter aufziehen.
Langsam beginnen wir uns zu sorgen, wo die anderen bleiben und ob sie es wohl rechtzeitig vor dem Unwetter zur Hütte schaffen. Die Anspannung steigt, während die ersten Tropfen gegen die Fensterscheiben schlagen. Hoffentlich kommen sie bald an – sicher und trocken.
Endlich kommen die drei jüngeren Brüder an. Sie sind in Sicherheit, und ein Stein fällt uns vom Herzen. Draußen zucken die ersten Blitze am Himmel, und die Situation wird zunehmend bedrohlicher. Die anderen Erwachsenen sind ja noch immer unterwegs. Der Regen setzt jetzt richtig ein, und ein Gewitter entlädt sich in der Nähe. Hoffentlich passiert ihnen nichts.
Minuten vergehen, in denen die Anspannung spürbar in der Luft liegt. Doch nach und nach trudeln die restlichen Wanderer ein, durchnässt, aber glücklich. Große Erleichterung breitet sich auf allen Gesichtern aus – wir sind alle wieder beisammen, und niemandem ist etwas passiert. Das Gewitter tobt draußen weiter, doch hier drinnen sind wir in Sicherheit, und das Wissen, dass wir diesen Tag gemeistert haben, bringt eine tiefe Verbundenheit mit sich.
Spielend, lachend, uns unterhaltend, essend und trinkend feiern wir den Tag und lassen die Tour gemeinsam ausklingen. Viele Stunden sitzen wir noch beisammen, genießen die Wärme der Gemeinschaft und die unbeschwerte Lebensfreude, die den Raum erfüllt.
Der Abendhimmel über Lienz nach dem Gewitter
Erst als ich am nächsten Tag im Zug nach Hause sitze, wird mir klar, wie sehr wir in diesen Tagen zusammengewachsen sind – fast ohne es zu bemerken. Was als Einzeltour in der Einsamkeit der Berge begann, endete in einer Verbundenheit, die uns alle auf dieser Reise miteinander verknüpfte. Es ist diese stille, unsichtbare Verbindung, die auch lange nach der Wanderung noch nachklingen wird.
Als der Zug in Karlstadt einfährt, muss ich aussteigen und ich schultere meinen Rucksack – das letzte Mal auf dieser Tour, wie mir in diesem Moment bewusst wird. Ein leises Gefühl von Abschied mischt sich mit einem tiefen Gefühl von Glück und Zufriedenheit über das Erlebte. Ich atme tief ein und lasse den Moment auf mich wirken, wissend, dass mit meinen letzten Schritten nach Hause etwas ganz Besonderes zu Ende geht.
Anlässlich der Europawahl 2024 tritt die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung mit einer kühnen Vision auf die politische Bühne: Ein unbegrenzt langes, gesundes Leben für alle. Ihre Forderung, 40 Milliarden Euro jährlich zusätzlich zur bestehenden Forschung in die Verjüngungsmedizin zu investieren, sorgt bei manchen für Aufsehen, bei anderen für Verwunderung und wieder bei anderen für ein mildes, vielleicht auch gelangweiltes Lächeln.
Während die Idee eines verlängerten Lebens zugegebenermaßen auch mir zunächst faszinierend und erstrebenswert erscheint, lenkt sie den Blick auf ein uraltes menschliches Dilemma: Das Hadern mit der Endlichkeit des Lebens (vgl. Röm 8, 18-30). Ist es ein Fluch, dem wir zu entkommen suchen, oder ein Segen, der das Leben auf der Erde in all seiner Vielfalt und unmittelbaren Schönheit erst möglich macht? Diese Fragen berühren nicht nur die wissenschaftlichen und politischen Diskurse unserer Zeit, sondern fordern auch zu philosophischen Überlegungen heraus.
Dass alles Leben auf unserem Planeten vergänglich ist, möchte mir als eine Realität erscheinen, die einerseits schmerzliche Gewissheit, andererseits auch beruhigend sein kann. Denn in der Endlichkeit liegt ein tieferer Sinn: Sie sichert nicht weniger als das langfristige Überleben, die Kontinuität des Lebens insgesamt auf der Erde.
In der Sterblichkeit liegt der Schlüssel zur Erneuerung
Ich behaupte: Die Natur, oder Gaia, wie das Lebensnetzwerk der Erde manchmal poetisch genannt wird, hat aus der Endlichkeit des Lebens heraus eine Überlebensstrategie entwickelt. Mir gefällt das Bild von Gaia als Biosphäre des Planeten, als ein komplexes System von Wechselwirkungen zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt, und zwar ohne die spirituelle Verklärung, die von bestimmten Kreisen damit getrieben wird. Denn Gaia hat vermutlich kein eigenes Bewusstsein. Gaia also „nutzt” die Sterblichkeit als ein Mittel zur beständigen Erneuerung. Ohne die biologische Begrenzung der Lebenszeit würde es keine Evolution geben, keine Anpassung des Lebens an sich verändernde Umweltbedingungen, keine Entwicklung von Vielfalt. Warum?
Weil wir als biologische Lebewesen beständig verschiedenen lebensfeindlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind (z.B. toxische Substanzen, UV-Strahlung, Radioaktivität) ist unser Organismus praktisch permanent damit beschäftigt, Schäden zu reparieren. Man schätzt, dass jede einzelne der -zig Billionen Zellen, aus denen unser Körper besteht, etwa 2.000 bis 4.000 Reparaturvorgänge pro Stunde (sic!) ausführt. Diesen natürlichen Reparaturprozessen verdanken wir, dass wir weitgehend gesund bleiben. Und nicht nur diesen: Je nach Zelltyp und Gewebe erneuern sich Körperzellen durch Zellteilung etwa alle 3 bis 4 Tage (wie z.B. in der Darmschleimhaut, die permanenten Umweltreizen ausgesetzt ist) oder alle 120 Tage (wie bei den roten Blutkörperchen). Bestimmte Zellen können sogar Jahre oder Jahrzehnte überdauern, wie die Nervenzellen. Auf der zellulären Ebene herrscht also bereits ein fortwährendes Kommen und Gehen. Ohne diese Mechanismen wären die meisten komplexen Organismen innerhalb weniger Monate nach der Geburt tot. Doch auch die Reparaturkapazitäten der Zellen und ihre Fähigkeit sich zu teilen sind, wer hätte es gedacht, endlich, weswegen wir unweigerlich irgendwann sterben müssen.
Let’s talk about sex
Und hier kommt die Fortpflanzung ins Spiel: Der geniale Trick der Natur, durch den das Leben fortlaufend verjüngt wird. Fortpflanzung, Mutation und Selektion – das Prinzip des „Survival of the Fittest” – ermöglicht es Organismen sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Diese Prozesse sichern den Fortbestand und die Weiterentwicklung biologischen Lebens über Millionen Jahre hinweg. Neue Generationen treten an die Stelle der alten, ausgestattet mit genetischen Variationen, die besser an die veränderten Umweltbedingungen angepasst sind.
Soweit, so gut. „Doch was ist mit der Seele? Lebt diese nicht ewig?”, könnte jemand einwenden. „Ja, das könnte sein”, würde ich erwidern, „jedoch wirklich wissen können wir es nicht.” Da sind wir bei Glaubensfragen, die ich an dieser Stelle nicht weiter vertiefen möchte. Nur soviel: Ich halte es durchaus für plausibel anzunehmen, dass das Leben immer weiter geht. Jedoch nach dem oben Gesagten nicht auf der individuellen, sondern auf der „nächsthöheren” Ebene. Gaia „findet” wahrscheinlich immer Wege – jedenfalls, solange die Sonne scheint. Und so gehen wir als Organismen am Ende unserer Tage auf in etwas Größerem, womit wir zurückkehren in den ewigen Kreislauf des Lebens. Und die Seele, nunja … aus der „Sicht” von Gaia ziemlich unwichtig, fürchte ich.
Bild: Christian Schmitt via Dall-E 3
Das Leben findet hier und heute statt
Armer Mensch, welch tiefe Kränkung bedeutet doch der Umstand deiner eigenen Endlichkeit für dich. Gerade du, als wahrscheinlich einzige Lebensform auf diesem Planeten, die über das Leben staunen und reflektieren kann, bist selbst den Naturgesetzen unterworfen. Dein Wunsch nach Unsterblichkeit ist mir durchaus nachvollziehbar. Und doch scheint sie mir auch ein Zeichen einer gewissen Unreife zu sein. Denn die Idee und der Wunsch ewig zu leben, ignoriert die fundamentalen biologischen und ökologischen Prinzipien, die das Leben auf der Erde so erfolgreich gemacht haben. Außerdem: Wie soll das denn werden auf der Erde, wenn plötzlich alle Menschen hunderte von Jahren leben wollen? Wir sind ja jetzt schon, ohne schulmedizinische Verjüngungskuren, 8 Milliarden, schlagen uns gegenseitig die Köpfe ein und bringen Gaia an ihre Grenzen.
Ich hätte eine andere Strategie anzubieten: Die Endlichkeit des Lebens gemahnt uns, unserer Existenz im Hier und Jetzt Bedeutung zu geben. Sie fordert uns heraus, das Beste aus unserer begrenzten Zeit zu machen, sie zu schätzen und sie sinnvoll zu nutzen. Statt gegen die Unvermeidlichkeit unserer Endlichkeit zu kämpfen, sollten wir lernen, uns mit den großen Gesetzmäßigkeiten des Lebens zu arrangieren. Diese lehren uns, dass das Leben ein ständiger Prozess von Geburt, Wachstum, Fortpflanzung und Tod ist. Indem wir diese Realität akzeptieren, können wir eine echte Wertschätzung für das Leben entwickeln. Wir können die Schönheit des Augenblicks erkennen und die Bedeutung von Beziehungen, Erfahrungen und Wachstum in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen.
In einer Zeit, die von sofortiger Bedürfnisbefriedigung und ungebremstem Konsum geprägt ist, scheint das Konzept des Verzichts fast aus der Mode gekommen zu sein. Doch eine kürzliche Veröffentlichung des Prometheus–Instituts, eines Thinktanks, der für seine wirtschaftsliberalen Beiträge bekannt ist und oft Sympathien für die Politik der FDP erkennen lässt (einer seiner Mitbegründer ist der für seine umstrittende Haltung zur sog. „Euro-Krise” vielen noch bekannte FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler), bringt dieses scheinbar altmodische Konzept zurück ins Rampenlicht. In einem bemerkenswerten Beitrag mit dem Titel „Verzicht ist sehr viel besser als sein Ruf” beleuchtet der Autor Clemens Schneider die vielschichtigen Facetten des Verzichts und argumentiert überzeugend für dessen gesellschaftlichen und persönlichen Nutzen.
Mit Verweis auf die aktuelle Fastenzeit der Christen und den Beginn des Ramadan für Muslime betont Schneider, dass der bewusste Verzicht auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung in vielen Kulturen und Religionen als Zeichen mentaler Stärke und Quelle der Resilienz gesehen wird. Von der Askese Buddhas bis zu den asketischen Tendenzen in der protestantischen Ethik, die ein Max Weber mit der Entstehung des Kapitalismus verbindet, zeigt Schneider auf, wie Verzicht als Tugend historisch verankert und gewürdigt wurde.
Gesellschaftskritik
Doch der Beitrag geht weit über eine bloße Geschichtsstunde hinaus. Schneider kritisiert die moderne Gesellschaft für ihre Neigung zur sofortigen Gratifikation, verstärkt durch die Leichtigkeit des Online-Shoppings und die Omnipräsenz digitaler Ablenkungen. Er warnt davor, dass diese Tendenzen nicht nur unsere individuelle Fähigkeit zur Selbstbeherrschung untergraben, sondern auch zu kurzfristigem Denken in der Politik beitragen, wo schnelle und oberflächliche Lösungen langfristige Strategien und echte Opferbereitschaft in den Hintergrund drängen.
Besonders aufschlussreich ist Schneiders Kritik an der aktuellen politischen Rhetorik sowie an politischen Maßnahmen, die er als unzureichend für die Bewältigung tiefergehender gesellschaftlicher und ökologischer Krisen betrachtet. Er fordert eine Rückbesinnung auf die Tugenden des Maßhaltens und der Bescheidenheit, nicht nur als Mittel zur persönlichen Entwicklung, sondern als unverzichtbare Strategie für gesellschaftlichen Fortschritt und nachhaltige Zukunftsgestaltung.
Schneider schließt mit einem Aufruf zum Umdenken, zur Wiederentdeckung des Wertes von Verzicht in einer Zeit, die von Luxus und Überfluss geprägt ist. Sein Plädoyer ist ein Weckruf, sowohl für Einzelne als auch für die Gesellschaft insgesamt, Prioritäten zu überdenken und die langfristigen Vorteile von Bescheidenheit und Verzicht gegenüber kurzfristiger Befriedigung und Konsum zu erkennen.
Was bedeutet Verzicht in der Konsequenz für die Gesellschaft?
Ob Schneider allerdings die kollektiven Auswirkungen von individuellem Verzicht konsequent zuende gedacht hat, sei einmal dahin gestellt. Würde nämlich aus Verzicht eine Massenbewegung, wäre es womöglich vorbei mit einem Wirtschaftswachstum, das sich bis in alle Ewigkeit fortsetzt.
Dies führt mich zu einem spannenden Diskurs über die Nachhaltigkeit unserer aktuellen Wirtschaftsmodelle und die möglichen Pfade in die Zukunft.
Traditionell sind moderne Volkswirtschaften auf Wachstum ausgerichtet, wobei die Erwartung stetiger Expansion eine Grundlage für Investitionen, Beschäftigung und soziale Sicherungssysteme bildet. Es zeichnet sich ab, dass eine neue Kultur des Verzichts die Transformation unserer Wirtschaftsweise unumgänglich macht.
Ich möchte nochmal auf Max Weber zurückkommen. Dieser argumentierte, dass die protestantische Ethik, insbesondere die asketischen Prinzipien des Calvinismus, eine zentrale Rolle bei der Entstehung des modernen Kapitalismus gespielt hätten. Für Weber war die Akkumulation durch Sparsamkeit also nicht nur eine persönliche Tugend, sondern auch ein Motor für wirtschaftliche Entwicklung und Fortschritt.
Mit Sicherheit ist der von Weber postulierte Determinismus zu eindimensional gedacht und wird den komplexen Wechselwirkungen der Systeme nur teilweise gerecht. Trotzdem bleibt seine Arbeit zentral für das analytische Verständnis der Beziehung zwischen Religion, Kultur und Wirtschaft. Folgt man seiner Logik, könnte man auch die These aufstellen, dass eine moderne Kultur des Verzichts nicht zwangsläufig das Ende des Wirtschaftswachstums bedeuten muss, sondern vielmehr eine Transformation desselben. Anstelle eines Wachstums, das auf stetigem Konsum und endloser Ressourcenausbeutung basiert, könnte ein neuer Wachstumsmotor entstehen, der auf Nachhaltigkeit, Effizienz und einer Ethik des Maßhaltens gründet. Ein solches Modell würde nicht nur ökologische Nachhaltigkeit fördern, sondern könnte auch zu einer gerechteren Verteilung von Ressourcen und Wohlstand führen.
Notwendig wäre ein Paradigmenwechsel auf allen Ebenen: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
Ein solcher Paradigmenwechsel würde bedeuten, dass Konzepte wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als alleiniger Maßstab für den Wohlstand einer Nation neu bewertet werden müssen, zum Beispiel zugunsten von Indikatoren, die Glück, Wohlbefinden und ökologische Nachhaltigkeit stärker gewichten. Es könnte auch eine Neubewertung dessen erforderlich sein, was wir unter „Erfolg” verstehen, sowohl auf der individuellen als auch auf der kollektiven Ebene.
Letztlich böte eine ganzheitliche Kultur des Verzichts die Chance, unsere Gesellschaften resilienter, gerechter und nachhaltiger zu gestalten. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden zwischen dem Verzicht als einer Tugend, die individuelle und kollektive Resilienz fördert, und dem Erhalt eines dynamischen, innovativen und inklusiven Wirtschaftssystems, das in der Lage ist, sich an die sich verändernden Bedürfnisse einer globalen Gesellschaft anzupassen.
Während diese Überlegungen weit über den Rahmen eines einzelnen Blog-Beitrags hinausgehen, mögen sie als Anstoß dienen, über die Implikationen des Konzepts „Verzicht” auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft tiefer nachzudenken. Fortsetzung folgt also möglicherweise …